Erklärungen zum Apostolischen Glaubensbekenntnis

 

Ich glaube
Glauben heißt: vertrauen, und nicht: vermuten, nicht so genau wissen. „Ich glaube“ heißt vielmehr: ich verlasse mich darauf, ich vertraue, wie einem guten Freund.

an Gott
Wichtig ist für Christen: Gott ist mein persönliches Gegenüber, nicht eine abstrakte Macht. Zugleich sprengt er alle meine Vorstellungen, ist immer mehr als wir sagen und erfahren können. Gott zeigt sich uns als Schöpfer, in Jesus Christus und durch den Heiligen Geist.

den Vater
Vater ist ein Bild für Gott. Nicht: Großvater mit langem Bart, sondern liebevoll, fürsorglich, beschützend wie ein guter Vater sich zu seinen Kindern verhält – und immer noch mehr.
Nicht jeder kann dieses Anrede „Vater“ übernehmen, besonders Menschen nicht, die mit ihrem leiblichen Vater sehr schlechte Erfahrungen gemacht haben.
Die Anrede „Vater“ erweckt den Eindruck, dass Gott ein Mann ist. Wir können heute auch sagen: er ist wie eine Mutter, wie ein Freund, wie eine Freundin...

den Allmächtigen
Unter einem „Allmächtigen“ stellt man sich jemanden vor, der über alles herrscht und dem alles möglich ist.
Darüber wird heute oft diskutiert. Wie kann jemand, der allmächtig und zugleich die Liebe ist, so viel Grausames und Schlimmes in unserer Welt zulassen?
Vielleicht so: Ich glaube, dass sich die Liebe durchsetzen wird, auch wenn sie schwächer ist als Gewalt und Leid. Ich glaube an Gottes Heilsmacht, die auch im Dunklen am Werk ist. Diese Macht der Liebe wird sich durchsetzen. Und ich vertraue darauf, dass Gott aus allem, auch aus dem Bösesten Gutes entstehen lassen kann und will.

den Schöpfer des Himmels und der Erde.
Schöpfung oder Naturwissenschaft?
Gottes Wille oder Urknall? Kann man den Schöpfungsbericht der Bibel (1. Buch Mose) wörtlich nehmen oder muss man nicht viel mehr erkennen, was er eigentlich sagen will?
Viele Christen können heute die Erkenntnisse der Biologie, Physik und Astronomie über die Entstehung der Welt bejahen und glauben gleichzeitig, dass Gott hinter dem Urknall und der Entwicklung der Lebewesen steht. Somit sind wir nicht durch Zufall oder durch eine Laune der Natur entstanden. Christen vertrauen darauf, dass sich Gottes Liebe in der Entstehung der Welt und in jedem neuen Leben in unserer Welt verwirklicht. In allem, was ist und was geschieht zeigt sich die liebevolle Schöpfermacht Gottes.

Christusfigur - Foto: S. Scheurenbrand

Christusfigur - Foto: S. Scheurenbrand

Und an Jesus Christus,
Jetzt wird es konkret: Das ist eine der größten Herausforderungen, die das christliche Glaubensbekenntnis enthält: Gott zeigt sich in einem Menschen. Er ist in diesem Menschen ganz da in der Welt. Im Leben dieses Jesus von Nazareth zeigt sich, wie es Gott mit uns meint und wie trotz Scheitern und Leiden das Leben erfüllt wird.
Leider wird in diesem Bekenntnis nur der Anfang und das Ende des Lebens von Jesus erwähnt. Wir heute interessieren uns dagegen stärker für Jesu Leben zwischen Geburt und Tod. Denn er zeigte den Menschen durch sein Reden und Handeln, wie Gott ist. Er grenzte keinen aus, vergab und ermöglichte Menschen neu anzufangen.
Dass Gott selbst in Jesus Christus Mensch geworden ist, sprengt die Vorstellungskraft vieler Menschen.

seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn,
Das Wort "eingeboren" bedeutet etwa: der einzige, besonders geliebte Sohn.

empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria,
Dass Maria bei der Geburt Jesu noch eine Jungfrau war, ist eine Legende, die in späterer Zeit entstanden ist.
Insgesamt bedeuten diese Formulierungen: Gott und Jesus waren vom Anfang des Lebens Jesu an ganz und gar miteinander verbunden. Wir haben es bei Jesus mit einem außergewöhnlichen, besonderen Menschen zu tun.

gelitten unter Pontius Pilatus,
Pontius Pilatus war von 26-36 n. Chr. römischer Statthalter / Stellvertreter in Judäa. Er hatte die Menschen wählen lassen, ob Jesus oder Barrabas freigelassen werden soll. Das Volk entschied sich für Barrabas.
Pilatus hat seine Hände vor der Volksmenge gewaschen, um zu zeigen, dass er keinen Grund sah, Jesus zu verurteilen. Er wollte nicht an seinem Tod schuldig sein. Wir wissen aber auch, dass die Römer ein sehr blutiges Regiment geführt haben. Deswegen heißt es „gelitten unter Pontius Pilatus“.

gekreuzigt, gestorben und begraben,
Jesus hat aus Liebe zu uns Menschen sein Leben aufs Spiel gesetzt, um seiner Aufgabe und der Liebe Gottes, treu zu bleiben. Sein Tod ist so für uns ein Zeichen geworden: Jesus teilt das Schicksal der Menschen. Er musste genauso sterben wie wir.

hinabgestiegen in das Reich des Todes,
Dieser Glaubenssatz will betonen, dass Jesus wirklich gestorben ist. Zugleich dachte man aber bei diesem Satz auch daran, dass Jesus im Totenreich den vor ihm Verstorbenen die Botschaft von Gottes Liebe brachte. Der Sinn dieses Satzes wäre dann: Keiner ist von Gottes Liebe ausgeschlossen.

am dritten Tage auferstanden von den Toten,
Das ist ein ganz wichtiger Teil für den Glauben der Christen.
Die Auferstehung Jesu bedeutet, dass für ihn auch im Tode die Gemeinschaft mit Gott nicht zu Ende war. Gott ist stärker als der Tod.

aufgefahren in den Himmel; er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters;
Wir denken bei der Himmelfahrt nicht an eine Fahrt ins All, sondern daran, dass Jesus und Gott zu einer Einheit geworden sind. Vergleiche auch in der Englischen Sprache den Unterschied von „sky“ (Atmosphäre) und „heaven“ (Bereich Gottes).

von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten.
Dieser Satz des Glaubensbekenntnisses sagt uns heute, dass es keineswegs beliebig ist, was wir tun. Die uns von Jesus vorgelebte Liebe ist der Maßstab unseres Lebens. Zugleich wird sein Gericht ein „Aufrichten“ und „Richtigstellen“ sein. Jesus wird ein gerechtes und zugleich liebevolles Urteil fällen. Als ein Beispiel für Jesu Richten gilt die Erzählung vom „Verlorenen Sohn“: Der Sohn hat Geld und Gut verspielt, sich seine Zukunft verbaut und kehrt, als er gar nicht mehr weiter weiß, nach Hause zurück. Der Vater wirft ihn nicht raus, sondern empfängt ihn mit offenen Armen. Die Liebe behält das letzte Wort.

Ich glaube an den Heiligen Geist,
Als Gottes Geist wird die Kraft bezeichnet, mit der Gott in uns wirkt, uns zum Glauben führt und uns ermutigt, seinen Willen zu tun. Hinter „Heiligen Geist“ denke ich mir einen Doppelpunkt, denn danach folgt, eine Aufzählung dessen, was er (oder sie: die Kraft Gottes) bewirkt:

die heilige christliche Kirche,
Der Heilige Geist ist die Kraft Gottes, die die Kirche zusammengeführt hat und auch weiterhin erhalten wird. Auch wenn es heute verschiedene Kirchengemeinschaften gibt, gehören sie alle zu der einen Kirche, die Jesus gründete.
Ursprünglich stand da: die heilige katholische Kirche. Das Wort „katholisch“ meint aber nicht die römisch-katholische Konfession, sondern bedeutet übersetzt: die allgemeine, umfassende Kirche im Gegensatz zu den einzelnen Kirchengemeinschaften vor Ort. Wir könnten das für uns heute so übersetzen: Ich glaube an die weltweite Kirche über alle Grenzen der Länder und der verschiedenen Konfessionen hinaus.
Und „heilig“ bedeutet nicht fehlerfrei oder schuldlos, sondern: Gott geweiht und auf ihn bezogen.

Gemeinschaft der Heiligen,
So wie ich nicht alleine Fußball spielen kann, so können Christen auf Dauer ihren Glauben auch nicht alleine leben. Sie brauchen andere Christen, mit denen sie über ihre Erfahrungen mit Gott reden oder über ihre Zweifel sprechen können.
"Heilig" bedeutet "zu Gott gehörig" und nicht: „Besonders hervorgehoben, besonders gut“. Die Kirche ist als eine Gemeinschaft von Menschen zu verstehen, die erkannt haben, dass sie zu Gott gehören.

Vergebung der Sünden,
Gut, dass das gleich danach folgt: unsere Schwäche, Versagen, Bosheit, Schuld sollen uns nicht lähmen und für immer bedrücken. Da wo Menschen zu ihrer Schuld stehen, ist es möglich, neu anzufangen.

Auferstehung der Toten, und das ewige Leben.  
Wir haben die Hoffnung, dass Gottes Liebe zu uns nicht zu Ende ist, wenn wir sterben. Nichts und kein Mensch geht verloren. Am Ende der Zeit wird Gott eine neue Welt erschaffen, in der wir eine endgültige Heimat in seiner Nähe finden. Das „ewige“ Leben unterliegt nicht den Gesetzen des Todes. Die Hoffnung auf ein solches Leben sprengt die Vorstellungskraft alles menschlichen Denkens.

Amen.
„Amen“ ist ein hebräisches Wort und bedeutet:
So ist es, so glaube ich es, darauf vertraue ich.

Veröffentlichung mit freundlicher Genehminigung des Verfassers, Pfarrer Christoph Böhlau aus Eichenau.