Hoffnung - Beitrag zu Neujahr

von Gynäkologin Dr. Claudia Hüfner und Pfarrer Peter Schaal-Ahlers.

Beitrag zu Neujahr am 1. Januar 2009

"Guter Hoffnung sein"

Dr. Claudia Hüfner

Von Claudia Hüfner

Hoffnung nimmt in meinem Beruf breiten Raum ein: Die Hoffnung junger Frauen, schwanger zu sein, oder auch eben nicht schwanger zu sein. Die Hoffnung, ein gesundes Kind zu bekommen. Die Hoffnung, selbst gesund zu sein, oder die Hoffnung  kranker Patientinnen, wieder gesund zu werden. Hoffnungen, die ich oft stützen oder auch wecken kann.

Wir brauchen die Hoffnung in unserem Leben, sonst ist es perspektivlos. Die Hoffnung ist eine Motivation, die uns im Alltag trägt. Sie ist aber auch eine Lebenseinstellung, der Glaube, dass das Leben gelingt.

In meinem Beruf erlebe ich ganz intensiv die immer wieder faszinierende Entstehung neuen Lebens, sehe ich, wie der Kreislauf des Lebens weitergeht. Das war für mich ein wichtiger Grund, die Frauenheilkunde als Beruf zu wählen.

„Guter Hoffnung sein“ war früher eine Bezeichnung für Schwangerschaft. Wurde Schwangerschaft damals eher als schicksalhaft empfunden, wissen werdende Eltern heute sehr viel mehr über ihr Kind. Durch Ultraschalluntersuchungen und  Pränataldiagnostik kommt zur Hoffnung ein ganz sachlicher Aspekt. Die Möglichkeit, oft schon relativ früh in der Schwangerschaft Störungen in der Entwicklung des Kindes zu erkennen, führt dazu, dass die Frauen von Untersuchung zu Untersuchung immer wieder zwischen Angst und Hoffnung pendeln.

Hier ist es besonders wichtig, der Patientin zur Seite zu stehen, ihr die möglichen Wege aufzuzeigen und somit Hoffnung zu geben. Gerade wenn eine Frau ein krankes oder behindertes Kind erwartet und sich für das Kind entscheidet, versuche ich ihr neben der medizinischen Aufklärung die Hoffnung zu vermitteln, dass auch mit einem kranken Kind ein erfülltes Leben möglich ist. Aber auch Eltern, deren Hoffnung auf ein Kind enttäuscht wird, möchte ich Alternativen aufzeigen, das Leben sinnvoll zu gestalten.

Patientinnen, die krank sind, brauchen die Hoffnung auf Heilung oder Linderung ihrer Beschwerden. Insbesondere Krebspatientinnen wird die Endlichkeit des Lebens bewusst, viele haben Angst vor dem Sterben und dem Tod. Ihnen versuche ich zu helfen, mit der Diagnose „Krebs“ zu leben, eine Perspektive zu geben und dem Krankheitsstadium entsprechend Hoffnung zu vermitteln.

So erlebe ich Menschen in ganz unterschiedlichen Lebensphasen, die getragen werden von Hoffnung. Jugendliche, die Verantwortung übernehmen und sich für andere engagieren, Frauen, die sich für die Familie entscheiden, Angehörige, die ihre sterbenskranke Mutter pflegen. Das gibt mir persönlich, trotz aller Katastrophenmeldungen der Medien, Hoffnung für ein Miteinander in unserer Gesellschaft.

Dr. med. Claudia Hüfner (45) ist Gynäkologin in Esslingen, verheiratet und Mutter von zwei Söhnen im Alter von 9 und 11 Jahren.